


Nachtansicht, mit Projektion
Tagansicht
Seitenansicht Pavillon
Jahr | 2004 |
Art | Ausstellungsgestaltung |
Auftraggeber | deenwettbewerb: 150 Jahre Bauwesen ETH |
Leistungsumfang | Idee, Konzept |
Zur Jubliläumsfeier 150 Jahre Bauwesen an der ETH Zürich wurde im Jahr 2004 ein Wettbewerb für einen temporären Pavillon auf der ETH Terasse ausgeschrieben.
Zusammenarbeit mit:
Nadja Trebo, Dipl. Arch. ETH
Tanja Scartazzini, Kunsttheoretikerin und Galeristin
Michael Günzburger, Künstler
An prominenter Lage auf der Anhöhe direkt über der Innenstadt Zürichs steht die von Semper gebaute, 150 Jahre alte ETH Zürich mit der ihr vorgelagerten Polyterrasse. Die weit einsehbare Örtlichkeit unterstreicht auch heute noch die Wichtigkeit dieses technischwissenschaftlichen Instituts, das sowohl städtebaulich als auch sozial und kulturell mit der Stadt Zürich in Kommunikation tritt. Die Polyterrasse dient dem Projekt “luftschloss” als Kommunikationsplattform. Die 150-jährige Hauptfassade der ETH dient diesem Projekt als Basis für die Jubiläumsfeier. Es werden einzelne Elemente und Elementgruppen wie Blocksteine, Risalite, Säulen etc. in ihrer Form aus der Fassade isoliert und assoziativ für das Projekt übernommen. Auf diese Weise findet eine Überlagerung alter und neuer Wahrnehmung statt. Die streng orthogonale, symmetrische Ausrichtung des Projektes sucht die direkte Konfrontation - ein Gegenüber - zum klassizistischen Bau. Der Pavillon findet seinen Platz auf der ersten Zwischenebene direkt vor dem Hauptportal des Südeinganges auf der Polyterrasse. Er lenkt den Menschenfluss, steht skulptural im Weg und dient den Besuchern der ETH zugleich als Ausstellungsraum. Der Pavillon besteht aus zwei gegeneinander stehenden L-Formen. Jeweils gegen Abend erscheint eine auf der Terrasse zentriert platzierte Projektion und verstärkt die Konfrontation zwischen altem und neuem (Bau-) Zeitgeist. Die Lichtstruktur der Projektion verbindet, schichtet und überlappt das Schattenspiel des Pavillons mit der Fassade des Hauptgebäudes. Durch Eingriffe in die Fassade mit Licht wird die strenge klassizistische Bauweise aufgelöst und macht einer differenzierten, neuen Wahrnehmung des Voluftschlosss Platz. Die Projektion ist vom Stadtzentrum her sichtbar. Das Grundthema “150-Jahre ETH” wird räumlich wie auch inhaltlich einem grossen Publikum zugänglich gemacht. Durch die Struktur des Pavillons und die präzis gesetzte Lichtprojektion erhält eine analytisch- wissenschaftliche Denkweise ihren Ausdruck: neue Erkenntnis generiert sich auf der Dekonstruktion von althergebrachtem und baut sich auf dieser auf.
Der L-förmige Pavillon besteht aus einer semitransparenten, schwebenden Struktur, die offen und flexibel Raum und Luft einfliessen lässt. Transluzente Elemente werden durch Metallstangen miteinander verbunden. Die luftige Erscheinung widerspiegelt den zeitgenössischen Charakter des Bauens, sowie die Weiterentwicklung der Technik hinsichtlich Statik und Material. Sie steht somit der traditionsreichen Massivbauweise des Semper-Baus gegenüber. Die Elemente können beliebig aneinandergereiht, geschichtet und verknüpft werden. Es entsteht ein Schwebeeffekt - ein Ausdruck moderner Bautechnik. Je nach Blickwinkel verändert sich die Wahrnehmung: Distanzunterschiede innerhalb der Struktur und der Form von Zwischenräumen, Elementschichten und Überlagerungen provozieren die Perzeption klarer wie verschwommener Abbildungen. Einzelne Elemente brechen aus dem System aus, drehen sich ab und stehen aus dem Konstrukt hervor. Andere, aus den Wandscheiben isolierte Elemente, liegen auf der Polyterrasse und werden - mit Sand gefüllt - als Requisiten oder Sitzgelegenheiten genutzt. Ein weiteres wichtiges, gestalterisches Moment des Projektes ist die Licht-Projektion des Künstlers Michael Günzburger auf die Struktur des Pavillons in Richtung der Hauptfassade. Die Projektion erscheint während der Abenddämmerung und entfaltet sich dann im Dunkeln in ihrer ganzen Bedeutung. Das projizierte Bild visualisiert den aufgeklappten und künstlerisch bearbeiteten Plan der ETH-Fassade. Durch das Überlagern von Licht mit der Struktur des Pavillons und der Semperfassade, löst sich die Materialität des ETH Gebäudes auf. Die Hauptwand zerlegt sich in ihre Einzelteile, die Fassade verschwindet. Der “Weisheitstempel” wird angeleuchtet und dekonstruiert. Gleichzeitig legt er seine neuen Strukturen frei und gibt der Stadt und ihren Bewohnern Einblicke in ein offenes und modernes Bildungsinstitut. Pavillon und Projektion treten in eine Symbiose. Durch die Inszenierung des Pavillons als aktiv nutzbarer Ort und die Projektionsfläche werden räumliche und sinnliche Effekte erzielt. Der eindrücklichste Moment ist der Sonnenunter- und Aufgang, bei dem sowohl Fassade, Pavillon und Projektion zusammen sichtbar sind. Studenten, Besucher, Professoren, Touristen und Künstler werden zum Teil der Jubiläumsinszenierung “150 Jahre ETH Zürich”.